Nach Vigo im nordwestspanischen Galicien führte am 08.03.2025 die Reise für einige Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Oberschule Gersdorf. Unterstützt wurde die Unternehmung durch das europäische Förderprogramm ERASMUS. Um 2:30 Uhr am Samstag traten elf Lernende der achten und neunten Klassen den langen Weg nach Spanien an. Zwei Flüge und zwei Busfahrten später erreichten sie erschöpft, aber voller Vorfreude, die regnerische Hafenstadt Vigo. Die spanischen Gastfamilien und Austauschschüler bereiteten einen herzlichen Empfang mit Plakaten und Applaus.
Am ersten gemeinsamen Tag verbrachten unserer Schülerinnen und Schüler die Zeit mit ihren Gastfamilien. Viele unternahmen Ausflüge nach Portugal, an den Strand oder zu einem Basketballspiel der Gastschule. Einige trauten sich auch an erste lokale Spezialitäten wie z.B. Schweineohr oder Oktopus.
Der Montag begann mit einer Stadtrundfahrt durch Vigo. Die Schülerinnen und Schüler lernten viel über die Geschichte der Stadt und ihre Architektur. Am Castro, einer Festung auf einer Anhöhe der Stadt, erfolgte eine Führung auf Spanisch. Das Mittagessen fand in der Gastschule „Colegio San José de Cluny“ statt. Im Anschluss stellten die Jugendlichen ihre Sportlichkeit beim Volleyballspiel unter Beweis. Die Schülerinnen und Schüler in Vigo sind jeden Tag bis 17 Uhr in der Schule. Um 17 Uhr endete auch das Programm für die Reisenden aus Gersdorf.
Das Wetter am Dienstag meinte es endlich gut. Der Tag begann in der Gastschule mit Spanisch, danach Sport und Religion. Die spanischen Schülerinnen und Schüler präsentierten Traditionen und Wissenswertes ihrer Heimatstadt und alle lernten etwas über die Gemeinsamkeiten von katholischer und evangelischer Kirche dazu. Am Nachmittag fand ein Ausflug nach Baiona statt. Dort befinden sich eine Burg, ein wunderschöner Spazierpfad entlang der Küste und ein Nachbau der Karavelle Pinta, einem der Schiffe von Christopher Kolumbus. Die Schülerinnen und Schüler nutzten die freie Zeit für Sportspiele am Strand, zum Muscheln Suchen und zwei ganz mutige Schüler waren bei 14°C im Atlantik baden.
Das berühmte Ziel des Jakobsweges, Santiago de Compostela, war das Ziel des Tagesauflugs am Mittwoch. Nach einer digitalen Schatzsuche durch die Stadt erklommen die Schüler bei einer Führung das Dach der Kathedrale. Im Anschluss an einen Spaziergang durch Santiago und zu einem Shopping-Center sowie dem Mittagessen in Form eines All-you-can-eat-Buffets konnten die Schüler die Freizeit nutzen, um sich Andenken zu kaufen.
Am Donnerstag begann der Tag schon um 6:45 Uhr am Fischmarkt in Vigo. Während einer Führung lernten die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Bereiche des lokalen Fischfangs kennen. Bei der Krabben- und Hummerzuchtstation traute sich eine Schülerin, die lebenden Exemplare zu streicheln. Nach den intensiven Eindrücken des Fischmarktes war es Zeit für ein typisch spanisches Gebäck: Churros mit heißer Schokolade. Im Anschluss fand eine Stadt-Ralley mit den Austauschschülern statt. Der Tag endete in der Schule mit dem Bemalen typischer galizischer Keramik und dem Ausprobieren traditioneller Tänze.
Der letzte Tag war noch einmal voller Eindrücke und Erlebnisse. Erst wurde ein Bootsausflug zu den Muschelfarmen vor Vigo unternommen, dann besichtigte die Gruppe Combarro, einen historischen Ort mit auf Stelzen stehenden steinernen Gewächshäusern. Weiter ging es in die Schule, um dort galizischen Kuchen zu backen. Einen wirklich gelungenen Abschluss bildete die feierliche und emotionale Verabschiedungsfeier mit der Übergabe der Diplome und das gemeinsame Abschlussessen mit den Gasteltern am letzten Abend.
Die Heimreise verlief reibungslos, auch wenn es vielen schwerfiel, sich von ihren Gasteltern zu verabschieden. Gemeinsam mit den spanischen Austauschülern erreichten alle am 16.03.2025 gegen 1 Uhr nachts Gersdorf.
Die folgende Woche bestand aus einem bunten Programm für die spanischen Austauschschüler, um unsere Schule und die deutsche Kultur besser kennenzulernen.
Das Programm beinhaltete Tagesausflüge nach Dresden und Annaberg-Buchholz. Besonders die Führung durch die Frauenkirche und die Besichtigung des Markus-Röhling-Stollns in Annaberg waren für die spanischen Schüler eine einzigartige Erfahrung. Auch in der Schule wurde viel Programm geboten. So fanden Workshops zum Schnitzen, Klöppeln und erzgebirgischer Kunst statt. Die Schülerinnen und Schüler nahmen am Sportunterricht, Religionsunterricht und einer englischen Teatime teil.
Das Nachmittagsprogramm gestalteten die Gastfamilien und planten z.B. eine Führung am Sachsenring oder Ausflüge nach Chemnitz und in die Umgebung.
Um den spanischen Schülerinnen und Schülern das deutsche Essen näherzubringen, gab es eine Stollenverkostung, gemeinsames Mittagessen in der Schule und am letzten Tag einen Vortrag mit anschließender Kochstunde. Die Austauschschülerinnen und -schüler bereiteten unter anderem Kartoffelsalat, Eiersalat, Klitscher mit Apfelmus und Tomatenbutter selbst zu. Das gemeinsame Essen, Singen und Erinnerungen-Revue-passieren-lassen, bildete den Abschluss des Austauschprogrammes. Gersdorf überreichte einen Schwibbogen, Brause aus der Gersdorfer Brauerei und kleine Erinnerungen an die EVOS als Abschiedsgeschenke. Die Cluny Schule übergab der Schulleitung und der Geschäftsleitung eine typische galizische Figur eines Pilgers, welche im Foyer der Schule zu bewundern ist. Nach der schulischen Feierlichkeit trafen sich Gasteltern und Gastschüler zum gemeinsamen Bowling in Oelsnitz.
Die Verabschiedung am Samstag war tränenreich. Viele der Schülerinnen und Schüler haben sich sehr ins Herz geschlossen und versprochen, auch weiterhin in Kontakt zu bleiben und sich bald wieder zu besuchen. Für alle Beteiligten war es eine wertvolle Erfahrung und ein tiefer Einblick in eine andere europäische Kultur.
D. Burk
Geschenk der Partnerschule Colegio San José de Cluny in Vigo, Spanien
Diese Figur zeigt einen Pilger in der typisch galizischen blauweißen Gestaltung. Die Art der Töpferkunst ist über 200 Jahren alt und wird im Ort Sargadelos in Nordwestspanien in Handarbeit hergestellt.
Jakobus, einer der zwölf Apostel, soll in Santiago de Compostela beigesetzt sein. König Alfons II. von Asturien (791–842) ließ am Grab des heiligen Jakobus eine Kirche errichten. Diese entwickelte sich zum Wallfahrtzentrum, welches bis heute das Ziel vieler Pilger aus aller Welt auf dem Jakobsweg ist.
„Wir alle sind Pilger, die auf ganz verschiedenen Wegen einem gemeinsamen Treffpunkt zuwandern.“ Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944